Kunstmarkt 2005

| 4.12.2005 – 8.1.2006  
Kunstmarkt2005
  ·Holger Albertini ·Petra Sabine ·Anders Friederike Berchem ·Christina Böckler ·Klaus-Dieter Brüggenwerth ·Chinmayo ·Barbara Deblitz ·Jochen Duckwitz ·Annette Erkelenz ·Karin Habermann ·Fritz Josef Haubner ·Elisabeth Höller ·Friederike Huft ·Inga Jockel ·Susanne Kamps ·Michael Kiefer ·Hermann-Josef Kuhna ·Hermann Kurz ·Evangelos Koukouwitakis ·Wolf Lipka ·Gerhard Losemann ·Roger Löcherbach ·Josef Müller ·Wulf Nolte ·Wolfgang Pilz ·Andrea Pöter ·RABE Rainer Bergmann ·Andreas Richter ·Eckhard Rosenau ·Ditmar Schädel ·Günter M. Schirmer ·Manuel Schroeder ·Andre Schweers ·Claudia Sper ·Peter Steinebach ·Angelika Stienecke ·Regine Strehlow-Lorenz ·Heinrich Strunk ·Konrad Stüven ·Studio Duisburg ·Johannes Terbach ·Ulrike Waltemathe  
In Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Duisburg, der Sparkasse Duisburg und König Pilsener veranstaltet die cubus kunsthalle bereits im 4.Jahr parallel zum Duisburger Weihnachtsmarkt den traditionellen
Duisburger
Kunstmarkt2005
mit Werken namhafter Duisburger Künstler.
Zur Eröffnung am Sonntag, dem 4.12.2005 um 16.00 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Es begrüßt Sie Frau Doris Janicki, Bürgermeisterin
der Stadt Duisburg
Ab 18.00 Uhr spielt das Jazzquartett Pottel and friends.
Kunstmarktdauer:
4.12.2005 – 8.1.2006
Öffnungszeiten:
mi-so 14.00-18.00 Uhr

Kunstmarkt 2004

KUNSTMARKT 
und Kinder-Mit-Mach-Programm
|10.12. – 31.12. 2004
Zum dritten Mal findet begleitend zum Duisburger Weihnachtsmarkt der Kunstmarkt in der cubus kunsthalle im Kantpark statt. Wieder warten Arbeiten von über 30 vornehmlich Duisburger Künstlern auf ein neues Zuhause. Die Preise liegen auch in diesem Jahr zwischen 50 und 500 €uro. Wer also noch nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk Ausschau hält, kann ab dem 10. Dezember in Ruhe stöbern und fündig werden. Der Kunstmarkt endet wieder mit der legendären Silvesterparty mit Künstlern und kulturellem Begleitprogramm
Die Karten kosten im Vvk 25€ (Ak 30 €) und sind ab sofort in der cubus kunsthalle erhältlich.
Nach der Eröffnung spielt um 21.00 Uhr „the Jazzjerks- Quartett” featuring ABIAH (siehe cubus culture club). 
Erst- und Live-Präsentation der neuen Jazz-Jerks-CD
>> mehr …


Kinder-Mit-Mach-Programm
Wieder bietet die cubus kunsthalle in Kooperation mit dem City-Management Duisburg an den Wochenenden Workshops für Kinder an. Während sich die Kinder künstlerisch in der Kunsthalle ausdrücken, können ihre Eltern ganz gemütlich durch den Kunstmarkt, über den angrenzenden Weihnachtsmarkt oder aber in den umliegenden Kaufhäusern shoppen gehen.
Wer am Wochenende mit seinen Kindern den Weihnachtsmarkt besucht, ist herzlich zu dem Kinder-Mit-Mach Begleitprogramm anlässlich des Kunst- und Weihnachtsmarktes in der cubus kunsthalle eingeladen. In diesem Jahr steht das Thema unter dem Motto kleine und große Engel.
Die Wochenendworkshops finden samstags und sonntags jeweils
von 14.30 bis 16°° Uhr und
von 16.30 bis 18°° Uhr statt
Am Samstag, dem 27. und Sonntag, dem 28. 11. 2004
heißt es:

Kleine + große Engel aus Pappmaché gestalten
Ob als Dekoration oder als Weihnachtsbaumschmuck, wir bauen mit Euch Engel als kleine Plastiken. Wenn Ihr nach Herzenslust Draht gebogen habt, und Euren Engel mit Pappmaché geformt habt, dann könnt Ihr ihn mit Farbe bemalen.
Am Samstag, dem 4. und Sonntag, dem 5. 12. 2004
heißt es:

Engel malen
Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn ihr zu Hause schönes Glitzermaterial (Bonbonpapier, Folienreste, Glimmer etc.) bitte mitbringen.
Am Samstag, dem 11. und Sonntag, dem 12. 12. 2004
heißt es:

Karton-Engel bauen
Naturmaterialien wie Blätter, Steine, Zweige werden vorab gesammelt oder mitgebracht. Ebenfalls wäre es schön, wenn jeder einen ausgedienten Schuhkarton oder ähnliches mitbringen könnte.
Am Samstag, dem 18. und Sonntag, dem 19. 12. 2004
heißt es:

Teig-Engel backen
Wir backen Engel aus Teig. Ihr könnt aber auch einen alten, hartgewordenen Brotlaib mitbringen, den ihr dann zu einem Engel schnitzt.
Außerdem könnt Ihr an einer Kunst-Rallye durch den Kunstmarkt teilnehmen.

ACCROCHAGE

25.1. – 2.3.2008

 

 

 

Otto Piene

Otto Piene
„BERLIN STAR“ kommt nach Duisburg
Sky Art Event mit Otto Piene
|30.6.2001
Ein Projekt der cubus kunsthalle, duisburg
anläßlich des Ruhrorter Hafenfestes 2001
Vor der diesjährigen Sommerpause wartet die cubus kunsthalle noch mit einem Highlight für Duisburg auf. Wie im letzten Jahr (mit der Parade der international bekannten Recycling-Künstlerin MISS LATA) beteiligt sich die cubus kunsthalle auch in diesem Jahr an dem Ruhrorter Hafenfest, im größten Binnenhafen Europas.
Die cubus kunsthalle präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Organisationsausschuss des Ruhrorter Hafenfestes und dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ein Sky Art Event mit dem renommierten Zero-Künstler Otto Piene. Am 30.6.2001 wird Piene seine größte aufblasbare Plastik BERLIN STAR in den Ruhrorter Himmel stellen und so im diesjährigen Preussenjahr eine symbolische Brücke nach Berlin schlagen.
Einen Überblick auf die von Otto Piene entwickelten Himmelsplastiken gab die Ausstellung THEMEN & PROJEKTE, die vom 11.2. – 26.3.2000 in der cubus kunsthalle, duisburg im Kantpark gezeigt wurde. Während Otto Piene als Mitbegründer der Künstlergruppe Zero (Mack, Piene, Uecker) durch seine Rauch-, Raster- und Feuerbilder sowie seine Lichtballetts der 50er und 60er Jahre weltweit bekannt wurde, sind die Sky Art Projekte, die er vorrangig in den USA realisierte, in Deutschland bekannt. Dabei haben auch sie ihre Wurzeln in der Zero Zeit, liess Piene doch bereits 1961 erste Heissluftballons in Düsseldorf steigen. Weltweit bekannt wurde der aus fünf mit Helium gefüllten 460m langen Polyethylen Schlauchballons bestehende Regenbogen, den Piene als Symbol des Friedens über das Olympia Stadion München spannte und der die Olympischen Spiele 1972 spektakulär abschloss.
Anläßlich des Jubiläums „300 Jahre Preußen“, das nicht nur in Berlin feierlich begangen wird, ist der Standort Ruhrort gewählt worden, um damit die preußische Zugehörigkeit des ehemaligen Herzogtums Kleve und des Ruhrgebiets zu unterstreichen.
Ein historischer Hintergrund, der dazu beigetragen hat die Himmelsskulptur Berlin Star in Duisburg am Rhein in den Himmel zu entsenden. Das Ruhrorter Hafenfest, das einmal jährlich stattfindet, bietet einen geeigneten Rahmen für dieses überregional bedeutende Kunst-Ereignis und ist mit seinen über 700 000 Besuchern ein Highlight im Veranstaltungskalender der Stadt Duisburg.
Mitten im größten Binnenhafen Europas, auf der Speditionsinsel gegenüber der Schifferbörse wird am 30.6. – bei schlechtem Wetter am 1.7.2001 – ab 12°° Uhr geschäftiges Treiben herrschen. Otto Piene wird dort mit zahlreichen Helfern seine Himmelssplastik mit Luft und die zahlreichen Polyethylenschläuche mit Helium füllen. Auch für die zahlreichen Besucher des Festes ist Mitmachen angesagt. Sie können sich aktiv an der Aktion beteiligen, festhalten, binden etc. oder aber einfach nur schauen und staunen.
cubus kunsthalle, im Juni 2001

Yongbo Zhao

Yongbo Zhao
 
Malerei
|4. 5. bis 24. 6. 2001
mi-so 14-18°° Uhr

Ein Beitrag der cubus kunsthalle, duisburg zum Thema der 25. Duisburger Akzente www. Wer weiss wohin? Kultur im Wandel
Zum 25. Mal jähren sich in diesem Jahr die Duisburger Akzente, das überregional bedeutende Kulturfestival der Stadt Duisburg. Zunächst legte Dr. Dr. h.c. Konrad Schilling ihren Schwerpunkt auf ein gestrafftes Theaterfestival. Im Laufe der Zeit weiteten sich die Einzelveranstaltungen auf die ganze Stadt aus, eingeschlossen die Universität Duisburg. In diesem Jahr sollen die Veranstaltungen komprimiert im Innenhafen stattfinden, ob sich hier eine Konzentration auf das vorgegebene Leitbild herausschälen läßt, bleibt abzuwarten.
Angeregt von diesem Jubiläum zeigt die cubus kunsthalle eine in das diesjährige Akzente Thema passende und das Festival komplementierende Ausstellung.
Yongbo Zhaos BILDER gewähren einen Blick in die zynische Gesellschafts- und Kulturkritik. Kultur im Wandel, dies verweist zunächst einmal auf eine Definition von Kultur. Wer keinen Kulturbegriff hat, der kann ihn auch nicht wandeln. Das Internet allein wandelt noch keine Kultur, höchstens deren Vermittlung. Der Wandel vollzieht sich in den Köpfen, ihm geht eine Tabula rasa voraus, ein „Reinen Tisch“ machen, und dies ist oft schmerzhaft, oft schockierend. Genau dies zeigen die Arbeiten des in China geborenen Künstlers Zhao, in dem er die Mythen alter und neuer Kunstgeschichte entblößt und damit die Frage nach der Zukunft der Kultur und des Menschen stellt.
Zhao malt mit Ironie und bevorzugt dabei erotische Themen und pralle Sinnlichkeit. Er malt sich dabei quer durch die europäische Kunstgeschichte und wagt sich an Kulturmythen wie die Mona Lisa, die Medici bis zu Mao. Zhao bevorzugt das ins Barock zurückreichende ovale Bildformat, das sich in die rechteckige Leinwand einfügt. Jeweils in den so entstandenen Ecken sehen wir chinesische Kalligraphien, meist leicht abgewandelte Verse aus den Gedichten Mao Tse-tungs. Seine Portraits zitieren dabei den Stil alter kommunistischer Propagandadarstellungen, inhaltlich indes handeln sie von den Urtrieben menschlichen Seins: von Gier, Habsucht und der Sucht nach Ruhm.
Dabei spielt die Gattung des Schafes eine übergeordnete inhaltliche Rolle, die sowohl das Herdenverhalten als auch die Eigenschaften des Leithammels auf den Menschen übertragen.
Fleischfarben und die Lust auf Fleisch beherrschen seine Bilder. Zartrosafarbenes bis dunkelrotes aufgeworfenes Fleisch, von keiner Haut mehr bedeckte menschliche Realität wird in den Mittelpunkt gerückt. Mit weit aufgerissenen Mündern, hervorgewölbten überdimensionierten Augen und Zungen, aufgequollenen Geschlechtsteilen wird das nach außen gekehrt, was der Mensch zu verbergen sucht: Seine durch moralisierende Kultur verborgene naturgegebene Geschlechtigkeit, seine Schutzlosigkeit und Verletzbarkeit.
So begattet in einer seiner Bilderzählungen ein Hammel in Mao-Uniform ein mit einem Brautschleier geschmücktes Schaf. Tränen laufen dabei der trauernden, missbrauchten „Braut“ über die Wangen.Die von Zhao dargestellten Opfer jedoch, sind nicht nur bemitleidenswerte Wesen, sie verletzen selbst, sie schlagen zurück. Als letzten Akt ihrer Macht entmannen sie ihren männlichen Gegenspieler, der zwar militärisch und mönströs vorgeführt wird, aber letztlich wiederum selbst als Opfer in Erscheinung tritt.
Wie ein Mahnmal an die Schönheit der Natur und des Menschen schmücken Rosen, farblich jedoch dem Fleisch angeglichen, die Körper. Sehnsucht nach Frieden scheint sich anzubahnen: Frieden zwischen den Kulturen, Frieden mit der Geschichte, Frieden zwischen den Geschlechtern. Ihre Dornen, um Hälser und Oberkörper gerankt, verheißen jedoch nichts Gutes.
Der 1964 in der Mandschurei geborene Künstler rechnet drastisch mit seiner Heimat ab. Fünf Jahre lang war er als Dozent für Malerei an der pädagogischen Universität in Changchun tätig, malte große Mauer- und Landschaftsbilder. 1991 kommt Zhao nach München zum Studium an die Akademie der Künste, das er als Meisterschüler von Robin Page abschliesst. Die ersten drei Jahre lang entsagt er völlig der Malerei und nutzt diese Zeit, um die alten Meister in den Museen zu studieren. Durch die Begegnung mit der westlichen Kunst kommt es zum Bruch, den Zhao mit künstlerischen Mitteln forciert. Schluss mit der Spielerei, das Informel sei in den 50er Jahren vielleicht noch ein Tabubruch gewesen, „die Zeit ist vorbei, Kunst soll wieder Handwerk sein.“ Zhao benutzt seinen Pinsel nach altmeisterlicher Manier, der Bruch liegt nicht in der Technik, vielmehr in der Aussage der Bilder. Im Januar 1996 gründet er mit Robin Page und Erich Gohl die Künstlergruppe „Neue Helden“. In ihrem Manifest heißt es „Unerträglich für Wohnzimmerwände gehören die Bilder hinter den Stacheldraht der Museen großer heroischer Sinnesschlachten“.
Wenn die Stirn nicht in Ordnung ist, geht der Mensch in die falsche Richtung
chinesisch
Im März 2000 macht er durch ein Portrait des österreichischen FPÖ-Vorsitzenden Haider auf sich aufmerksam, den er fast schüchtern lächelnd mit geneigtem Haupt vor FPÖ-blauem Hintergrund darstellt. In seinem Taz-Bericht schreibt Bernd Hein dazu: Die sanften Augen Haiders blicken braun in die Ferne. Der Hals steckt in einem Kragen der chinesischen Volkspartei, ist verletzbar lang ausgestreckt und verwandelt den Schädel in eine Trophäe. Aus dem Hinterkopf wachsen Hörner, sie schwingen über den Ohren nach vorn. Ein Lächeln öffnet die Lippen des Parteiführers, goldene Zähne blitzen. Rechts, wo das Hirn sitzt, schwärzt ein Fleck faules Fleisch. Ein Fliegenpaar hat sich bei dem Saft auf der Stirn niedergelassen. Die Fliegen ficken. In die Ecken kalligrafiert er in chinesischen Schriftzeichen „Die österreichischen Söhne und Töchter haben eine besondere Art“, eine Abwandlung eines Mao-Verses, über seine chinesischen Landeskinder. „Damals habe ich gegen den chinesischen Nationalismus gemalt, gegen Jörg Haider kann ich dieselben Waffen genauso stark benutzen“, sagt Zhao. In der Ausstellung „Sensation-Figuration“, die im Wiener Wasserwerk im März 2000 zu sehen war, hängt Haider zwischen zwei Bildern mit schreienden Schafen. Beide sind mit dem Titel „Leithammel“ bezeichnet.
Zhao gewinnt zahlreiche Kunstauszeichnungen, darunter seine erste im Alter von 21 Jahren.
Er ist an internationalen Ausstellungen beteiligt und in öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten.
In Zusammenarbeit mit der Galerie KK, Herrn Klaus Kiefer, ist es gelungen, die spektakuläre Ausstellung in Duisburg zu zeigen, die eine Bereicherung für die Duisburger Akzente darstellt. Wer bereits wußte wohin es geht, mit der Kunst, mit der Kultur, wird sich vor den Bildern Yongbo Zhaos erneut dieser Frage stellen müssen.
Dr. Claudia Schaefer

Johannes Grützke

Johannes Grützke
|06.04. bis 22.04.2001
Biographie
1937
geboren am 30. September in Berlin als viertes von fünf Geschwistern.
1957-64
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Hans Orlowski, dann bei Peter Janssen, dessen Meisterschüler.
1962
Teilnahme an der Internationalen Sommerakademie für bildende Künste in Salzburg bei Oskar Kokoschka.
1964
Übersiedlung nach Bad Godesberg. In der Galerie Pro, Bad Godesberg, erste Einzelausstellung.
1965
Wieder in Berlin. Gründung des Ensembles „Erlebnisgeiger“, das seitdem in unregelmäßigen
Abständen Konzerte gibt.
1966
Zeichnung für die Berliner Satire-Zeitschriften „Das Letzte“ und „Sodom und Gomorrha“.
1968
Aufnahmen zum Fernsehfilm Die Erlebnisgeiger von Heinz Diekmann. Atelier in Berlin- Wilmersdorf, Grüntzelstrasse 53. Ausstellung „Während der Documenta“
1970
Beteiligung an der Ausstellung „Kunst und Politik“ des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe sowie an der internationalen Ausstellung der Wiener Festwochen
1972
Beteiligung an den Ausstellungen „14 mal 14“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden- Baden
und „The Berlin Scene 1972“ im Gallery House, London.
1973
Am 24, Januar Gründung der „Schule der neuen Prächtigkeit“, gemeinsam mit den Malern Manfred Bluth, Matthias Koeppel und Karl- Heinz Ziegler.
1974
Erste Grützke-Retrospektieve, ausgerichtet vom Neuen Berliner Kunstverein im Schloss Charlottenburg, anschließend im Kunstverein Freiburg in der Kunsthalle Nürnberg sowie im Mannheimer Kunstverein. In der Berliner Kunstbibliothek erste Gemeinschaftsausstellung der „Schule der Neuen Prächtigkeit, ebenfalls organisiert vom neuen Berliner Kunstverein.
1975
Reprospektive der Druckgraphik in der Freiburger Galerie Holecek (Erstes Werkverzeichnis der Druckgraphik 1964-1975).
1976-77
Gastdozent für freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.
1978
Erstmals Tätig als Bühnenbildner für „Dornröschen von Gerhard Lampersberg das in der neuen Galerie Berlin aufgeführt wird. Retrospektive der Druckgraphik in der Städtischen
Galerie Wolfsburg (Erweitertes Werkverzeichnis der Druckgraphik 1964- 1978). Beteiligung an den beiden Londoner Ausstellungen „13° E Eleven Artis working in Berlin und- gegen seinen erklärten Willen! – Berlin- a Critical View Ugly Realismus 20s- 70s (Institute of Contempory Arts.)
1979
Gewinn des Wettbewerbs um ein Altarbild für die Schlosskapelle in Gifthorn mit“ Der ungläubige Thomas“ realisiert 1983.
Im Verlag Zweitausendeins, Frankfurt erscheint „Misch du dich nicht noch ein“ Bilder und Texte aus den Jahren 1964 bis 1979. Revue „Die Schaukel“ von Johannes Grützke und Barbara Naujok in der Diskothek „Metropol“ am Nollendorfplatz in Berlin.
Beginn der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek. In den folgenden beiden Jahrzehnten entwirft Grützke für Inszenierung von Zadek, aber auch anderer Regisseure Bühnenausstattung und Plakate. Arbeiten u. a. für folgende Bühnen: Berliner Ensemble, Frei Volksbühne Berlin, Hebbel Theater Essen, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Badisches Staatstheater Karlsruhe, Staatstheater Kassel, Kammerspiele München, Württembergisches Staatstheater Stuttgart, Burgtheater Wien, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Zürich.
1980
Auftrag zu einem Tafelbild für die St.-Martin Kirchengemeinde, Berlin-Märkisches Viertel. Erster Preis beim Wettbewerb zur Bemalung einer Hauswand am Checkpoint Charlie, Berlin.
Initiator des Berliner Künstlerpreises, der auf der Freien Berliner Kunstausstellung- jedoch nur diese eine Mal- vergeben wird. Uraufführung der Oper „Im Fundbüro“ von Johannes Grützke und Tilmann Lehnert im Cafe Einstein, Berlin.
1984
Kunstpreis der Künstler auf der großen Kunstausstellung Düsseldorf. Erster Preis im Wettbewerb „ Künstlerische Gestaltung des Magdeburger Platzes“ der Internationalen Bauausstellung Berlin, gemeinsam mit dem Architekten H. Nielebock.
Einzelausstellung „Unser Fortschritt ist unaufhörlich“ in der Neuen Nationalgalerie.
1985
Künstlerischer Berater von Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus Hamburg(bis 1988). In Hamburg Atelier in der Hegenstr.40. Beteiligung an der Ausstellung „1945- 1985. Kunst in der Bundesrepublik Deutschland“ in der neuen Nationalgalerie.
1987
Gewinner des Wettbewerbs um die bildnerische Ausgestaltung der Paulskirche in Frankfurt Oskar Kokoschka- Dozentur an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg.
1989
Ausführung des Frieses „ Der Zug der Volksvertreter“ für die Paulskirche Im Künstlerhaus Bethanien, Berlin Kreuzberg (1991).
Ausstellung „Malerei“ in der Kunsthalle Nürnberg (gemeinsam mit Gotthard Graubner und Gerhard Richter).
1990
Gründungs- und Vorstandsmitglied (bis 1988) des „Künstlersonderbund in Deutschland“ (Sitz: Berlin). Einzelausstellung „ Neue Bilder 1988-1990“ in der Kunsthalle Kiel. Das Ausstellungszentrum kroch- Haus in Leipzig zeigt die erste große Ausstellung Grützkes in der ehemaligen DDR.
1990-92
Ölbilder „Jesu Einzug in Jerusalem“ I-IV, die sogenannten „Wende Bilder“1991
Am 16. April in der Frankfurter Paulskirche Übergabe des Frieses. Das Rundbild besteht aus 14 Teilen (Öl auf Leinwand auf gebogene Trägerplatten) und umfasst eine Gesamtfläche von 3,33 x 33 Metern. Das Berliner Boulevardblatt „BZ“ verleiht Johannes Grützke den „BZ Bären“
1992
Professur für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Kunstpreis der Stadt Wolfsburg 1992 „Junge Stadt sieht junge Kunst.“
1993
Vorstandsmitglied der Daniel-Chodowiecki-Stiftung, Berlin. Gründungs- und Vorstandsmitglied der Schadow Gesellschaft e.V. Berlin.
1994
Im Herbst Reise mit Manfred Bluth nach Polen, um Bilder polnischer Künstler für die zweite „Realismus-Triennale des Künstlersonderbundes“ auswählt.
1995
Gründung des „Goethe Verlag Berlin“. Reise nach Kreta, wo Grützke an der Südküste der Insel eine alte Kapelle ausmalt (das Wandbild ist inzwischen weiß übertüncht). Am 16 September Aufführung des Stücks „Im Hause Gerechtigkeit“ (für Jutta Limbach) von Johannes Grützke im Schadow Haus, Berlin Mitte.
1996
Medaillons (Email auf Metall) für einen der drei Lichthöfe von Specks Hof in Leipzig.
1996-98
Arbeiten am dreiteiligen Majolika-Relief „ Morgen brechen wir auf“ für die Fassade des Bürgersaales in Konstanz, zur Erinnerung an Friederich Hecker und die badische Revolution 1848/49.
1997
Ausstellung „Johannes Grützke- Theater der Menschheit“ im Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, und in der Kunsthalle Wilhelmshaven.
1998
Gründung der Kaffeehaus-Zeitung der Prager. „Eine populäre Zeitschrift für gute Leser“,
Erscheinungsort Nürnberg. Ausstellung in der Staatlichen Kunstgalerie in Zoppot. Ausstellung von Majolika-Arbeiten in der Laden Galerie.
1999
Ausstellung farbiger Zeichnungen und Druckgraphik im Städtischen Museum Leverkusen Schloss Morsbroich, Leverkusen.
2000
Ausstellung „Im Banne der Provokation“, Pastell, im Folkwang Museum Essen.umenta, außerhalb der Documenta in Kassel.

Jim Rayment

Jim Rayment
|12.05. bis 29.06.2000
Retrospektive in Memorial
Anläßlich der Duisburger Akzente EINANDER NACHBARN, in denen die Kultur der Niederlande und Flanderns vermittelt werden soll, zeigt die cubus kunsthalle Teile des Nachlasses von Jim Rayments, eines europäischen Künstlers, dessen letzte Schaffensperiode in Amsterdam durch seinen viel zu frühen Tod im Jahr 1987 endete. Jim Rayment starb im Alter von 49 Jahren. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schwerter Sammler Prof. Dr. Rohner ist es gelungen, Teile des umfangreiche Oeuvres in Duisburg zu präsentieren.
Der 1938 in London gebürtige Jim (James Victor) Rayment studiert in seiner Geburtsstadt Kunst und beginnt seine künstlerische Laufbahn mit einzelnen Ausstellungen. Er wird Mitglied der SOHO Gruppe und gilt als einer der jungen zeitgenössischen Künstler, die zunächst in Melbourne, 1959, in Barcelona, 1962 und in Paris, 1963 ausstellen. Er gehört zu den unruhigen, stetig suchenden Künstlern, die es nicht an einem Ort hält. London zum Ende der 50er Jahre empfindet er als langweilig. Er selbst beschreibt London später in einem Interview mit einem niederländischen Journalisten, “London schlief – die Minirock Revolution hatte noch nicht begonnen und die Stadt befand sich in ihren letzten gemäßigten Zuckungen der Nachkriegsgelassenheit.“
Das Festland zieht ihn magnetisch an: Kunst und Abenteuer waren auf der anderen Seite zu finden und so überquert er den Kanal.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris ( „Ich war noch nicht reif für Paris zu der damaligen Zeit“), zieht er in den Süden Frankreichs. („Eigentlich war ich nicht wirklich ein Eremit auf dem Gipfel eines Berges, aber ich bedurfte der Disziplin.“)
1962 kehrt er wieder nach Paris zurück, wo es ihn über 10 Jahre halten sollte. Die Pariser Zeit stellt sicherlich eine der wichtigsten Schaffensperiode in seinem Werk dar. Paris ist aufregend, mit weitem Horizont, vielen Museen, Hunderten von Galerien. In dieser international besetzten Szene trifft er viele Künstler, geht Freundschaften ein, lernt eine Menge und formt seinen persönlichen Stil und künstlerischen Ausdruck. Er arbeitet sehr hart und diszipliniert und realisiert zahlreiche Ausstellungen.
Dennoch wird er unruhig und er entscheidet, dass nur ein erneuter Ortswechsel Befriedigung bringen könne. Kopenhagen wird seine nächste Station, dann 1975 endgültig Amsterdam. Das Stedelijk Museum bietet ihm ein Atelier auf der Prinseneiland an, das er in gleichen Jahr bezieht. Rayment beschreibt Amsterdam als liebenswerte Stadt und schätzt hier das künstlerische Klima. Die langen Wintermonate jedoch liebt er weniger und beschreibt sie als „sechs monatigen Kampf gegen die Dunkelheit“. Viel zu früh stirbt Rayment am 4. Dezember 1987.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über das Werk Rayments und teilt sich in zwei Hauptsektionen. Zum einen das sehr umfangreiche Spätwerk aus den 80er Jahren, in dem er sich hauptsächlich der Aktmalerei widmet, zum anderen die in den 70er Jahren entstandenen surrealistischen Landschaften, die an eine erschaffene Traumwelt erinnern.
Rayment hat die menschliche Figur als weiblichen Akt, in zahllosen Variationen bearbeitet und dabei mit stilistischen Mitteln wie dem Kubismus, dem Expressionismus, experimentiert. Zitate von Picasso, Matisse bis Klimt sind seiner Aktmalerei zu entlocken, die auf bemerkenswerte Art und Weise die Figur zugleich spielerisch und streng gegen den jeweiligen sehr neutral gehaltenen Farbhintergrund stellt.. Es scheint als reduziere Rayment den Akt auf ein bestimmtes Idealmodell, das immer wiederkehrt und sich behauptet. Die Quintessenz und die Reduzierung auf eine Morphologie, die ihn nach vielen Variationen und experimentellen Studien nicht mehr los lässt.
Weder die kubistische Zerstückelung, noch die plakative allein an der Fläche orientierte Bildhaftigkeit vermögen ihn zu fesseln und so führen sie ihn wieder hin zu einer klaren, reduzierten Formsprache. Struktur und Gliederung erinnern uns an die Akte Amedeo Modiglianis. Ähnlich geschlossen präsentiert sich uns heute sein Spätwerk.
Dabei hat Rayment bereits in seinen sehr frühen Zeichnungen und Malereien ein künstlerisches Interesse an der naturalistischen Arbeitsweise. Danach jedoch löst er sich schrittweise, wird abstrakter, indem die Formen ein eigenes Leben zu führen scheinen. Nach und nach erfindet Rayment eine selbständige nicht abbildhafte innovative Welt aus Farbe und Form. Er erschafft seine eigene traumhafte Welt und scheint seinen Phantasieformen Leben einzuhauchen. Es ist, als führten hier eigenständige Wesen ein Leben in einer irrealen aber für sich genommen realen Welt. Sie erinnern wahlweise an Mikroorganismen, oder an Maschinen, die ihren Arbeitsvorgängen selbständig, ohne von Menschenhand geleitet, nachgehen. Das industrielle Zeitalter wie auch die Mikro-kosmische Entdeckung hat vor den Künstlern nicht Halt gemacht. Kandinsky, Miro und Tinguely mit seinen „lebenden Maschinen“ haben sich mit diesen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts künstlerisch auseinander gesetzt.
Aus kunstwissenschaftlicher Sicht mag man sich fragen, ob das Kunstwollen in kausalem Zusammenhang zu den äusseren Erscheinungen und Entwicklungen steht und unser Einfühlungsvermögen zu beeinflussen vermag. Wilhelm Worringer, Kunstwissenschaftler, stellte mit seiner stilpsychologisch begründeten Theorie „Abstraktion und Einfühlung“ 1907 die These auf, dass, je unbegreiflicher die Weltgeschehnisse seien, desto abstrakten das Kunstwollen werde. Hat Kandinsky nicht sein erstes abstraktes Bild gemalt, nachdem er von der wissenschaftlichen Entdeckung des Atoms erfuhr? Diese Entdeckung brachte sein Weltbild ins Wanken, stellte für ihn den Zerfall des Festgeglaubten, der Materie, dar. Kandinsky reagierte darauf, indem er sein eigenes Universum aus Formen und Farben erschuf.
In ähnlicher Art und Weise verfuhr auch Willi Baumeister nach dem Desaster des 2. Weltkriegs, sowie die Künstler nach 45, die Entstehung der informellen Kunst.
Auch Rayment ist Kind seiner Zeit. Auch er erschafft sich eine Welt aus Farbe und Form, die ein kleines Universum darstellen.
Um so interessanter mutet das Spätwerk des Künstlers an. Denn anstatt, von seiner Krankheit gezeichnet, sich in seine eigene Traumwelt zurückzuziehen, wird Rayment wieder figurativer. Es scheint als suche er förmlich nach einem Idealbild, als wolle er es festhalten, um es nicht zu verlieren, damit ihn die Muse nicht entgleiten möge.

Sigrid Kopfermann

Sigrid Kopfermann

11.8. – 8.10.2006

www.sigridkopfermann.de

Bereits die Kindheit von Sigrid Kopfermann, 1923 in Berlin geboren, ist geprägt von ästhetischem Empfinden und Pioniergeist. Als Enkelin des Flugpioniers Otto Lilienthal, und Tochter des Architekten Walter Kopfermann, schlägt sie, ihrer inneren Notwendigkeit folgend, den Weg in die Malerei ein. Mir fiel beim intensiveren Betrachten ihrer Arbeiten die Nähe zu August Macke und Paul Klee auf, insbesondere eine bestimmte Affinität zu den berühmten Aquarellen, die während der Tunesienreise, 1914, entstanden sind. Für den Zeichner Paul Klee war diese Reise bezeichnend, entdeckte er in Tunesien die lichtdurchflutete Farbe, was ihn zu dem enthusiastischen Ausspruch veranlasste: „Die Farbe und ich, wir sind EINS. Ich bin Maler“. Wenn Sigrid Kopfermann bekennt :“ Ich komme ganz und gar von der Farbe“, so zeigt dies die Verwandtschaft einerseits zu Klee, aber auch zu August Macke, der während der Tunesienreise die Bildtiefe allein durch reine Farbkontraste verwirklichte. Aber auch das von Paul Klee in Tunesien praktizierte aufrastern der Bildfläche, die Einteilung in Bildflächen, und –flecken können wir insbesondere bei Kopfermann in den Arbeiten Mitte der 50er Jahre, vornehmlich in den auf Ibiza und in Tetuan entstandenen Arbeiten erkennen. Ende der 50er Jahre setzt Kopfermann reine Farben und erzeugt allein durch diese einen Bildraum, ohne auf perspektivische Hilfen zurückzugreifen. Dies lässt das Bild Bild sein, Farbe auf Leinwand, anstatt Abbild, die Illusion des Gesehenen. Und dennoch hält Kopfermann die Waage zwischen Figuration und Abstraktion. Ihre Malerei entwickelt sich zwar schrittweise zur Abstraktion, ohne jedoch das Band zum Figurativen endgültig zu zerreißen. Kopfermann hält stets die Balance, auch wenn die Schaukel mal mehr zur einen oder anderen Seite ausschlägt. Malen, so erklärt sie, das ist wie das Leben selber, Kampf, Risiko, aufgeben, wieder anfangen, manchmal etwas zerstören, um Neues zu erringen. Man muss sich in ihre Malerei einfühlen, um dies nachzuvollziehen. Das sich Eins fühlen mit der Farbe, dem Motiv, ruft jedoch gleichsam nach Distanz. Und so möchte ich behaupten, ist jedes Kunstwerk ein Ergebnis von Einfühlung und Abstraktion, nicht nur für den Betrachter – wie es der 1911 durch seine Theorie bekannt gewordenen Wilhelm Worringer thematisierte – sondern ebenfalls für den Künstler. Die Arbeiten Sigrid Kopfermanns spiegeln dieses Zusammenspiel zwischen Abstraktion und Einfühlung in bezeichnender Weise wider.
Dr. Claudia Schaefer
Über meine Malerei
Mit fünfzehn Jahren – in Berlin – wollte ich Ölbilder malen, aber mein Vater meinte, ich sollte erst zeichnen lernen. Als meine Eltern vereist waren, kaufte ich mir bei Wertheim Ölfarben und malte unser Haus, den Garten und den Grunewaldsee. Von da an bestimmte die Malerei mein Leben – und ich male immer noch mit Ölfarben.
Mich fasziniert in der Malerei die Möglichkeit, ganz subjektive Dinge – Erfahrungen, Ordnungen, Risiken – zu objektivieren. Ich genieße es, in einen Arbeitsprozess eingebunden zu sein, der mich festhält, der mich führt und den ich manchmal führe. Ich habe das Gefühl, daß das Malen für mich eine lebenslange, konstante, oft schwierige und mich manchmal beglückende Partnerschaft ist.
Die Farben sind für mich das Wichtigste. Sie haben Körper, und sie haben Raum. Das Volumen der Farben wird immer von der Farbe selbst bestimmt.
Meine Themen kommen aus der Arbeit. Sei sind nicht vorher ausgedacht, sondern bieten sich an, wenn ich konzentriert arbeite und Glück habe. Glück das ist wichtig. Meine Themen, die mich jeweils drei bis vier Jahre festhielten, hießen: Wald/Wachsen – Kreise/Wirbel – Strömungen – Flechtungen – Lichter – Bergbilder/Nachtbilder und nun Berge und Rosen.
In Ihnen belebt und füllt sich die Großflächigkeit und Ruhe meiner vorherigen Bergbilder mit präzisen Formen, die wie ein transparentes Netz die Berge irritiert.
Das hat damit begonnen, daß ich mich über einen Rosenstrauß gefreut hatte und spontan begann, Rosen in den Himmel eines Bergbildes zu malen. Das tat dem Bild gut, und nun formierten sich lasierend gemalte Blüten zu Rheien, blähten sich auf zu hellen, duftigen Riesenblüten oder verschrumpelten, zu fast schwarzem verwelkten Geranke.

Ich male schnell, brauche aber oft Tage für geringe Verbesserungen. Ich male über die ganze Fläche und lege Schicht um Schicht lose aufeinander, wobei jede Schicht die vorherige ins Wanken bringt und so lange im Griff behält, bis sich aus diesem Dialog allmählich das Bild zurechtschiebt. Durch diese Verschiebung wird die Dichte des Bildes erkämpft.
Fast bei jedem Bild gibt es den Punkt, wo ich das ganze Bild noch einmal neu zusammenreißen muß. Das ist wie eine Feuerprobe, und ich muß lange den Mut dazu sammeln, denn ich kenne das Risiko. Danach ist das Bild da, oder es ist kaputt.
Bei Malvorgang sind meine Erfahrungen, meine von mir erarbeiteten Ordnungssysteme – alles, was ich über Malerei zu wissen glaubte – nicht präsent, aber doch im Unterbewusstsein – wie ich hoffe- wirksam. Ich befinde mich auf einem unbekannten Feld, ich steuere ein Ziel, ein Thema an. Der Arbeitsvorgang lebt von der Substanz des Augenblickes, aber auch von der Geduld abzuwarten, wie sich das Gefühl für die Farbe in mir entwickelt. Ich meine keineswegs eine expressive Aufwallung, nichts Schwärmerisches, sondern ein von Grund her kommendes, sich ausbreitendes , erwärmendes Farbwissen. Es ist, als ob mich dieses Wissen ganz durchlaufen müsse, bis es sich der Hand mitteilt. Manchmal mache ich Experimente: Ganz neue Themen – auch auf anderem Material: Holz, eloxiertem Metall usw.. Es entstehen Serien von Arbeiten, die ich dann wegstelle und vergesse. Nach Jahren stoße ich durch Zufall auf sie, finde dann Dinge vorgeformt, an denen ich nun gerade arbeite. Das empfinde ich als eine wirklichen Trost. Es kommt mir vor, als gebe es da eine Reihe von Arbeitssträngen, die sich entfalten, auseinanderlaufen, wieder zusammengeführt werden zu einem stabilen Geflecht. Die Erkenntnis, daß alles, was ich arbeite, innerhalb dieses breitangelegten Feldes geschieht, daß alles seine Notwendigkeit hat, daß auch Arbeiten, die ich selber zur Zeit nicht einordnen kann, nach längerer Zeit ihren Funktionswert erhalten, ist tröstlich.

Jemand, der – wie ich – seit Jahrzehnten malt, ist heute in einer vertrackten Situation. Die Maltraditionen, in denen ich groß geworden bin und denen ich mich verhaftet fühle – die ich jedenfalls weder abschütteln kann, noch will -, empfand ich zunächst als Beflügelung – in wachsenden Maße aber auch als Belastung. Das Voranschreiten wurde zusehends schwerer. Jeder Schritt nach vorne ist immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Gewesenen und das Bemühen, Elemente mit hineinzunehmen in das Neue. Hinzu kommt die Aktualität ringsum. Auch hier müssen die Wesentlichkeiten herausgefunden werden, die für einen selbst in Frage kommen. So kein soziales Engagement, und ich will niemanden auf etwas hinweisen, will keine Missstände aufzeigen. Ich will die Farben so setzten, daß sie ein Bild ergeben, daß sie funktionieren wie ein lebendiges Gefüge, das so organisiert ist, daß es stimmt.

 

 

Sigrid Kopfermann
1923 in Berlin geboren, Vater Architekt,
Mutter Anna Lilienthal, Tochter des Flugpioniers
Otto Lilienthal
1941 bis 1945 Studium an der Hochschule für
Kunst in Berlin bei den Professoren Willy Jaeckel
und Bernhard Dörries
1945 Heirat mit dem Maler Egon Neubauer
1950 Geburt des Sohnes Reinhard
Seit 1946 zahlreiche Ausstellungsbeteiligung,
Einzelausstellungen sowie Kunst am Bau und
Kirchenfenster
1965 Heirat mit Dr. Otto Fuhrmann
Seit 1950 Mitglied im Deutschen Künstlerbund,
Westdeutschen Künstlerbund, Darmstädter
Sezession, der Neuen Gruppe München und im
Verein Düsseldorfer Künstler
Seit 1959 zahlreiche Kunstpreise
Bilder in öffentlichen Sammlungen, Museen,
Ministerien, Verwaltungen, Schulen.
Sigrid Kopfermann lebt und arbeitet in Düsseldorf.

 

Fotos von der Ausstellungseröffnung finen Sie hier.

Roger Löcherbach – Andrea Bender

Roger Löcherbach – Andrea Bender

Doppelte Portion

2.4.-28.5.2006

 
Andrea Benders Malereien wirken farbenfroh und heiter. – Auf den ersten Blick. Das lustig und frohe Anmuten leuchtender Farben, das haptische Element des gestischen Farbauftrags zieht uns an, bewirkt Interesse und den Wunsch, sich näher mit den Arbeiten zu beschäftigen. Erst dann erkennen wir, dass Andrea Benders Malereien alles andere als harmlos und leicht verdaulich sind. Sie schreien. Sie schreien sowohl durch die Geschichten, die sie erzählen, als auch durch den Duktus des Pinselstrichs, durch den pastosen Farbauftrag, die schrillen Farben und Kontraste. Das, was uns anzog, uns mit ihnen zu beschäftigen, irritiert uns gleichzeitig, wenn wir uns an den Bildgegenstand herantrauen.Andrea Bender übernimmt die Regie. Die Leinwand wird förmlich zur Bühne der Figuren, die wir auf den ersten Blick zu kennen glauben, die uns vertraut erscheinen. Diese Vertrautheit und Sicherheit wird jedoch gebrochen durch die skurrilen Geschichten, die sie erzählen, vermitteln und manchmal auch nur erahnen lassen. Die Regisseurin behält den Überblick, sie weiß, wann eine Geschichte kippt, sie weiß auch, dass Irritation und Unsicherheit nur portionsweise zu verdauen sind. Bei Überdosis wendet sich der Betrachter ab. Es kommt auf das richtige Gleichgewicht an, die richtige Mischung der Gegensatzpaare. Verspielt Kindliches paart sich mit bösartigem Sarkasmus, Liebliches verbindet sich mit Grausamem zu einem Manierismus, der oft zu dem einen oder anderen Extrem neigt, zu kippen droht, sich dann wieder fängt und dank der Regie nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Eine gute Dramaturgie, weil die Beschäftigung mit Benders Arbeiten spannend bleibt.Für Roger Löcherbach ist das Material Holz ein Medium, das sowohl die Form als auch den Inhalt seiner Skulpturen bestimmt. Die rohe Verarbeitung mit der Kettensäge, das Heraustrennen einzelner Segmente lässt das Material als haptisches Erlebnis wirken, der Baumstamm als Material für die Form bleibt bestimmend und präsent und wird nicht selten durch das teilweise Belassen der Rinde unterstrichen. Löcherbachs Arbeiten leben durch den spannungsvollen Gegensatz der sich diametral gegenüberstehenden Polaritäten von Natur und Kultur. Als wolle Löcherbach seinen Figuren immer vor Augen halten, woher sie kommen und aus was sie entstanden sind. Löcherbach setzt diese Materialästhetik bewusst in den Kontext des Inhalts, und er macht sichtbar, was vorher nicht sichtbar, wohl aber vorhanden war. Denn ein Stamm birgt unzählbare Formen und damit auch Entscheidungen. Löcherbach entscheidet sich fast ausnahmslos für den Menschen, für die Figur als Thema. So mag der Baumstamm als Metapher für Natur stehen, aus der sich die Form, die Figur – der Mensch als Metapher für Kultur – herausbilden. Mit jeder Arbeit beginnt dieser Wandlungsprozess aufs Neue. Löcherbachs Holzskulpturen thematisieren nicht selten menschliche Zustände, die auf die Verletzbarkeit und das Isoliert-Sein verweisen. Auch spielt dabei das Finden und Halten des Gleichgewichts eine bedeutende Rolle.

Obwohl die Arbeiten Löcherbachs einen gänzlich anderen Ausgangspunkt haben als die Werke Andrea Benders, immer dann, wenn sich die Themenkreise beider annähern, entsteht eine Inszenierung von hoher Spannung, als verdoppelte Dosis des Gleichgewicht-Haltens. Die Künstler verabreichen eben nicht zwei Portionen, sondern die doppelte Portion.