Petra Ellert

Petra Ellert

„Kunst ist vorstellen, nicht darstellen“

Josef Albers

02.08. bis 24.08.2003

Komponistenportraits von Petra Ellert
Sich ein Bild machen
Klaus Flemming

Auch für Petra Ellert waren Fotos der darzustellenden Komponisten Ausgangspunkt für die bildnerischen Umsetzungen.
Die erstaunlich schwierigen Quellenlage (immerhin beträgt der historische Abstand nur wenige Jahrzehnte) lieferte nur bildverwertbare Anhaltspunkte in Form schlechter Reproduktionen. Aber, dieses Manko spiegelt ja zugleich in lapidarer Eindringlichkeit Folgeerscheinungen der Verfemungsaktion und trifft hiermit den Kern des künstlerischen Ansatzes. Diese geradezu sinnliche Präsenz von Geschichtlichkeit, festgemacht am Zeitgeist kolorit von Outfit, Habitus und Attitüde der Porträtierten, ist zwar jedem Foto vergangener Zeit zu eigen, aber diese Komponistenportraits atmen einen Geist der Gefährdetheit und der Ausgeliefertheit, der aufmerken läßt. Petra Ellert hat die existentielle Zerrissenheit in die scheinbare Instabilität und Fragilität
des Mediums Papier übertragen. Die auf annähernd Lebensgröße gebrachten Fotoreproduktionen, die im Zuge dieser Radikalkur schonungslos ihre Leerstellen, Unreinheiten und Rastervergröberungen offenbaren, hat sie in der ihr eigenen Art durch real perspektivische Hinzufügungen aus planen Flächen emanzipiert. Wie reliefartige Hervorhebungen entwickeln sich

Gliedmaßen und Sitzflächen auf den Betrachter zu, wobei die Ansätze sich je nach Blickrichtung und Standort gelegentlich in frappierender Beiläufigkeit ergeben. Hinzu kommt, dass Petra Ellert diese Applikation auf Holzplatten kaschiert und Teile dieser Bildträger wie auch Partien der Fotovergrößerung mit einem „schrägen“ monochromen Grünton versieht, der eine abstracktflächige Komponente einbringt und das Bildgeschehen relativiert und „bricht„. Die plastische Figurenauffassung – und das ist ein durchgängig anzutreffendes Prinzip im Werk von Petra Ellert – ist eine bewußt fragmentarisierende, die nicht illusionistisch kaschiert, sondern das Provisorische zum Prinzip erhebt : Mann kann “dahinter“ schauen, virtuose Oberflächenthermik wird strikt vermieden.

Im Sinne von Josef Albers eröffnet Kunst Vorstellungsräume, indem sie Bildmetaphern erfindet, die zwar in der gewußten und gelebten Realität gründen, die aber aus-und weitergedeutet werden und vielleicht irgendwann eingehen in den Fundus des Angeeigneten.

Auszüge aus dem Text des Kataloges zur Ausstellung „Entartete Musik“ 1999, Weimar

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