Banane auf Stahl

NRZ Niederrhein | 21.01.2010 (Rosali Kurtzbach)

Duisburg. Thomas Baumgärtel vernetzt 59 Kunstorte der Kulturhauptstadt 2010 mit seinem Markenzeichen, der Banane. Weltweit hat er sie schon an 4000 Kunstorte gesprüht. In der Duisburger Cubus Kunsthalle gibt es dazu jetzt eine Ausstellung.

Künstler gelten ja gemeinhin als eigen. Thomas Baumgärtel, der Bananensprayer, steht dem in nichts nach– wenn es um sein Gütesiegel geht. Der gebürtige Rheinberger hat seine Bananen schon an viele Kunstorte, so weltweit rund 4000, gesprüht. Oder auch nicht. Denn ob ein Museum oder eine Galerie das inoffzielle Logo der Kunstzene bekommt, entscheidet Thomas Baumgärtel wohlüberlegt – und völlig unabhänig.

Zeitgenössische, bildende Kunst sollen die Orte zeigen und ein „gewisses Niveau” haben. Und so kommt es, dass die gelbe Frucht das Guggenheim Museum in New York und das Peschkenhaus in Moers ziert, das Oberhausener Bunkermuseum beispielsweise dagegen nicht. „Ich habe mich nie kaufen lassen und nie für Geld die Bananen vergeben”, sagt er. Und so ist es ihm letztlich auch völlig egal, dass die Ruhr 2010 GmbH sein jüngstes Projekt „100 Bananen fürs Ruhrgebiet” für das offizielle Programm der Kulturhauptstadt abgelehnt hat. „Vielleicht dachte Pleitgen: Die Kunst des Kölners wollen wir nicht”, scherzt der 49-Jährige, der seit Jahren in der Domstadt lebt. Dabei hat er doch seine Kindheit und Jugend am Niederrhein und im Revier verbracht. „Aber ist vielleicht auch besser so. Ich mache seit 25 Jahren mein eigenes Ding.”

Trotz der Ablehnung durch Ruhr 2010 vernetzt er nun in Eigeninitiative 59 Kunstorte von Alpen bis Xanten durch die Spraybanane. Und: In Dortmund wird er zur „Transindustrie” im Juni eine große Stahlbanane auf dem Gelände Phoenix West an einem Hochofen in 65 Metern Höhe installieren. Kostenpunkt: 250 000 Euro. Paten werden gesucht.

Wie sich Baumgärtel die Phoenix Banane vorstellt, zeigt er bis zum 14. März in der Cubus Kunsthalle in Duisburg. 45 Werke sind dort ausgestellt. Die Banane auf dem Förderturm, die Banane als Bundesadler, völlig schräg als Wimpernschlag. Oder als solche nicht zu erkennen, wie in einem Windrad – abstrakt mit geschwungenen Strichen gemalt und in blau gefasst. Schließlich gibt es auch immer Arbeiten, in denen die Banane nicht vorkommt. Zumindest nicht optisch. Denn über die „Bananenrepublik” lässt sich Baumgärtel durchaus gerne künstlerisch aus. Ein Opfer: Oliver Wittke, den er in einem Tempo 20 Schild verewigt hat.

Gelbe Flecken in den Bildern

Thomas Baumgärtel provoziert. Bewusst. Von Anfang an. Seit seiner ersten Aktion in einem katholischen Krankenhaus. „Damals war ich Zivildienstleistender. In einem Zimmer fiel ein Kreuz von der Wand. Ich hing stattdessen eine Banane auf. Die Patienten fanden es lustig. Die Ordensschwestern nicht”, erinnert sich Baumgärtel. Seitdem hat ihn die Frucht nicht losgelassen. Die Form nicht. Und die Farbe schon gar nicht. Denn die begleitet ihn in seinen Gedanken seit seiner Kindheit. „Ich habe zuhause immer auf die Hochöfen geguckt und der Himmel war gelb. Und irgendwie haben meine Bilder noch heute immer gelbe Flecken.”

Baumgärtel freut es, wenn er die Reaktionen mitkriegt. Früher, als er noch unerkannt sprühte, merkte er an den Strafanzeigen, dass seine Kunst nicht immer gut ankam. Heute fragt er, bevor er lossprayt. Und wenn er ein Nein hört? „Egal. Ich zwinge es keinem auf.” Schließlich sei es ja nur Werbung für den Ort.

Die Ausstellung ist bis zum 14. März, mi. bis so., 14-18 Uhr, in der Duisburger Cubus Kunsthalle, Friedrich-Wilhelm-Straße 64, zu sehen. Infos: 0203-26236 oder unter www.cubus-kunsthalle.de oder www.bananensprayer.de

 Zum Artikel (mit Fotoserie) auf www.derwesten.de

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